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Doping-Studie: Staatlich finanziertes Doping auch in Westdeutschland

Doping auch in Westdeutschland

Dass Doping in der DDR gang und gäbe, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch wie nun offenbar aus einer bislang unveröffentlichten Studie der Humboldt-Universität (HU) Berlin hervorgeht, von der die “Süddeutsche Zeitung“ berichtet, war auch der Sport in Westdeutschland bei Weitem nicht sauber.

Stattdessen soll der 800 Seiten umfassenden Studie zufolge auch im Westen spätestens seit den 70er-Jahren systematisches und organisiertes Doping betrieben worden sein, wobei der Staat Versuche mit leistungsfördernden Substanzen wie Anabolika, Testosteron, Östrogen oder dem Blutdopingmittel Epo nicht nur gedeckt, sondern sogar aus Steuergeldern finanziert hat.

Wie die Studienautoren berichten, erfolgte das Doping im Westen keineswegs als Reaktion auf die Gegebenheiten in der DDR, sondern völlig eigenständig, wobei das im Jahr 1970 gegründete und heute dem Bundesinnenministerium unterstehende Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) eine zentrale Rolle spielte. Von dort wurden offenbar im Laufe der Jahre zehn Millionen Mark an die sportmedizinischen Zentralen in Köln, Freiburg und Saarbrücken verteilt.

Auch die Weltmeister von 1954 unter Verdacht

Laut den Historikern ging es offiziell immer darum, einen Nachweis darüber zu erbringen, dass bestimmte Stoffe nicht zu einer Leistungssteigerung führen würden. Konnte dann, aber wie beispielsweise im Falle von Testosteron und Anabolika das Gegenteil bewiesen werden, wurden diese Mittel schnell bei Sportlern angewandt, obwohl die zum Teil gravierenden Nebenwirkungen bekannt waren.

Gedopt worden sein soll dabei in vielen Bereichen, wobei selbst Minderjährige keine Ausnahme darstellten. Unter Verdacht stehen offenbar auch die Fußball-Weltmeister von 1954 und die Mannschaft, die 1966 das Finale der WM 1966 gegen Gastgeber England verloren hat. Gerade im Fußball soll der Missbrauch von Amphetaminen schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg weit verbreitet gewesen sein.

Weitere Details dürften ans Tageslicht kommen, sobald die Studie veröffentlicht wird. Darüber ist aber noch nicht final entschieden.

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